ich glaubte nicht an weihnachten. glaubte nicht an geschenke,
und an den weihnachtsmann glaubte ich schon gar nicht. ich hatte meinen glauben
in dieses fest vor langer zeit verloren. ich war allein an diesem abend.
plötzlich waren die beiden da: der weihnachtsmann im roten mantel mit
kapuze, schwarzen stiefeln einen sack hatte er auch bei sich. an seiner
seite knecht ruprecht, im langen braunen mantel, mit einer fellmütze auf
dem kopf. verwirrt schaute ich die beiden gesellen an.
»nun?« sagte der weihnachtsmann mit warmer, kräftiger stimme. ich wusste,
welche frage er meinte. beschämt senkte ich den kopf. er räusperte sich vernehmlich.
»ich bin nicht artig gewesen.«, flüsterte ich kaum hörbar und schlug treuherzig
die augen auf. »wie bitte?« »nicht artig gewesen«, wiederholte ich kleinlaut.
»ich kann dich nicht hören.«, antwortete er ungeduldig. »nein, verdammt,
ich bin dieses jahr nicht artig gewesen!«. weinend brach ich zusammen und
sank vor ihm auf die knie.
»na so was.« stellte der weihnachtsmann fest, und ich spürte den spitzen
absatz seines stiefels auf meiner schulter. der knecht hielt sich ungeduldig
im hintergrund. »und sonst ... hast du mir nichts zu sagen?« ich blickte
an ihm hoch, und schaute in sein festes aber gutmütiges gesicht. er deutete
auf den sack mit den geschenken. mit schwacher stimme begann ich, mein gedicht
aufzusagen:
schlag mich, lieber weihnachtsmann,
schlag mich, bis ich nicht mehr kann!
schlag mich, schlag mich weihnachsmann,
hol die rute ich bin dran!
machs mir, lieber santa klaus,
machs mir, mach mir den garaus!
machs mir, heilger nikolaus,
blas mein lebenslichtlein aus!
zeigs mir, lieber knecht ruprecht,
der mir alle knochen brecht.
zeigs mir, zeigs mir liebster knecht,
ich war bös, jetzt gehts mir schlecht.
»ei, dann wollen wir doch mal sehen, was der weihnachtsmann
für dich in seinem sack mitgebracht hat.« er stiess mich zurück und legte
mit einer schwungvollen geste seinen mantel ab. drunter trug er einen roten
ledermini, kniehohe lackstiefel, und aus der kapuze schüttelte er sein wallendes
dunkelrotes haar. knecht ruprecht tat es ihm gleich. er hatte kurze dunkle
haare, und war bis auf die schwarzen high heels, nylonstrümpfe und ein stachelhalsband
unbekleidet.
so wie der weihnachtsmann seine lederpeitsche aus dem sack geholt hatte,
begann ich, devot seine stiefel abzulecken. während ich mich millimeterweise
zu den innenseiten seiner ebenmässigen weissen schenkel hocharbeitete, spürte
ich von zeit zu zeit einen scharfen aber kurzen schmerz auf dem rücken. knecht
ruprecht war nicht untätig geblieben. aus dem sack kamen noch einige kerzen,
christbaumbeleuchtung und sandpapier zum vorschein. ich ergab mich meinem
schicksal und fügte mich willenlos den beiden gestrengen richtern.
als die lichterkette, die in unregelmässigen abständen kleine stromstösse
austeilte, angeschlossen und an den empfindlichsten stellen meines körpers
festgeklammert war als sich die langen fingernägel des knechts tiefer und
tiefer in meine taille bohrten, während seine zunge vorsichtig die frischen
bisswunden an meinem hals reinigte als der weihnachtsmann mit einer brennenden
adventskerze auf mir sass, und heisses wachs sich mit kaltem schweiss auf
meiner haut vereinigte da biss ich ganz fest auf den roten ledergürtel des
weihnachsmannes, mit dem ich geknebelt war, schloss die augen und wünschte
mir etwas. ich wünschte mir, dass jeden tag weihnachten wäre.
dmd 12/2002 c