satans braten
ich wusste, es war ein fehler, den job als babysitter
anzunehmen.
ich sitze also inmitten dieser plage, und würde lieber auf einen sack
flöhe aufpassen.
und andauernd fragen die mich, was der unterschied zwischen einem penis
und einer vagina ist. wahrheitsgemäss antworte ich, dass ich das nicht
weiss, und ob ich ihnen nicht lieber etwas aus der bibel vorlesen soll. dann
lachen sie mich aus. »das weiss doch jeder!« rufen sie, und dann
springen sie im kreis um mich herum, und die jungen rufen »vagina«,
und die mädchen rufen »penis«.
diese biester treiben mich noch zum wahnsinn. nachts wache ich schweissgebadet
auf, weil im traum hüfpende kinder mit lichtgeschwindigkeit um mich
kreisen. so kann das nicht weiter gehen. also besorge ich mir im fachhandel
ein buch über kinderspiele und kindererziehung.
aus reiner neugier schaue ich im inhalt unter penis und vagina nach. und
da steht wortwörtlich das spiel beschrieben, in dem die kinder im kreis
hüpfen und die mädchen »penis« und die jungen »vagina«
rufen müssen.
schaudernd klappe ich das buch zu und verbrenne es. während ich grübelnd
in die aufsteigenden funken starre, kommt mir die zündende idee.
am nächsten tag schare ich die kinder um mich, und frage, ob sie nicht
lust haben, ein neues spiel zu spielen. ich schaue in lauter mürrische
gesichter, und ein leises »vagina« dringt an mein ohr. aber ich
lasse mich nicht beirren, und erkläre kurz das prinzip, wobei ich nicht
versäume, mehrfach zu erwähnen, dass dies ein grosser spass sei.
also, passt auf, das spiel geht so: ihr übergiesst euch mit benzin,
zündet euch an, und dann lauft ihr alle ganz wild durcheinander, und
ruft »feuer! feuer!«. und wer als letzter ruft, hat gewonnen.
die kleinen sind gleich feuer und flamme, und können es gar nicht erwarten,
das neue spiel auszuprobieren. ich reiche ihnen zwei kanister und die streichhölzer,
die ich mitgebracht habe.
seit ich den job als babysitter an den nagel gehängt habe, wache ich
nachts oft auf, aus einem traum, der mich über all die vielen jahre verfolgt
hat. darin höre ich die schreie der kinder, und ich sehe die kleinen
brennenden körper, wie sie hilflos umeinander laufen. und dann erfüllt
mich immer dieses gefühl tiefen, ewig währenden glückes.
dmd 5/2002 b